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Harald Lesch und der Sinn des Lebens

In der zweiten Folge der Doku-Reihe „Die großen Fragen“ mit Harald Lesch geht es um die Frage: „Was ist der Sinn des Lebens?“ Die Sendung ist ebenso wie die vorige sehr gut gemacht. Harald Lesch beleuchtet als Wissenschaftler von vielen Seiten die Frage nach dem Sinn des Lebens. Er beginnt mit der Beobachtung, dass der Mensch das einzige Lebewesen ist, das die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Nur wir Menschen sind uns unserer Vergänglichkeit bewusst. „Es gibt keine größeren Fragen als die nach dem Warum und Wozu.“ Das älteste uns bekannte Schriftzeugnis zur Sinnfrage ist das Gilgemesch-Epos, das vor fast 5000 Jahren auf sumerischen Keilschrifttafeln niedergeschrieben wurde. Der König Gilgamesch begibt sich nach dem Tod seines Freundes auf die Suche nach der Unsterblichkeit und erkennt schließlich, dass er sie nur gewinnt, wenn er die Herzen der Menschen gewinnt. So findet er schließlich den Sinn seines Lebens darin, ein guter König zu sein. Über die Jahrhunderte haben sich v

Harald Lesch und die Frage nach Gott

Kürzlich strahlte das ZDF eine Terra X-Sendung mit Harald Lesch zur Frage „Gibt es Gott?“ aus. Harald Lesch ist bekannt dafür, dass er an Gott glaubt. Er hat sich zum Beispiel in einem Interview im Jahr 2010 als „Protestant vom Scheitel bis zur Sohle“ bezeichnet. Daher war ich sehr gespannt zu erfahren, was er in der Sendung sagt. Mein Eindruck ist gemischt: Die Sendung ist, wie man es bei Terra X gewohnt ist, gut gemacht, und es werden viele Aspekte der Frage nach Gott angeprochen: Die Feinabstimmung im Universum, die Komplexität biologischer Systeme, Krankenheilungen in Lourdes, das „religiöse Zentrum“ in unserem Gehirn, die Religiosität der Steinzeitmenschen, die Frage nach dem Leid und Gottesbeweise. Lesch stellt bei allen Themen beide Seiten dar: Argumente, die für Gott vorgebracht wurden und Gegenargumente. Einige seiner Aussagen sind dabei richtig gut: Die Beobachtung, dass die Stimulierung gewisser Hirnregionen mit religiösen Erfahrungen einhergeht, kommentiert er so (25:50

Was der Vater des Urknalls über Glaube und Wissenschaft sagte

Die Idee, dass das Universum einen Anfang hat und zunächst ganz klein und dicht war, wurde zuerst von dem belgischen Priester und Physiker Georges Lema ȋ tre (1894 -1966) vorgeschlagen. Ich habe in meinem Blogbeitrag zum Urknall erzählt, dass diese Idee zunächst vehement von der Mehrheit der Wissenschaftler abgelehnt wurde, weil dies zu sehr nach einem Schöpfungsprozess klingt. Man unterstellte Lema ȋ tre eine religiöse Motivation für seine Theorie. Doch dieser Vorwurf ist unberechtigt, denn Lema ȋ tre wusste zwischen Glauben und Wissenschaft zu unterscheiden, im Gegensatz zu einigen seiner Gegner, die offensichtlich von ihrer atheistischen Überzeugung motiviert waren. Es gibt nicht viele Äußerungen von Lema ȋ tre dazu, wie er das Verhältnis von Glaube und Wissenschaft sah, doch kürzlich stieß ich auf einen interessanten Artikel zu diesem Thema. Lema ȋ tre beschloss schon im Alter von 9 Jahren, ein Wissenschaftler und ein Priester zu werden: „Es gab zwei Wege, die Wahrheit zu erkenne

Long Covid

Es hat mich getroffen: Long Covid. Genaugenommen kann ich nicht nachweisen, dass es Long Covid ist, denn die Schnelltests waren immer negativ. Und weil die Infektion, die im August im Urlaub geschah, so leicht war, machte ich keinen PCR-Test. Doch die Symptome passen nach Aussage mehrerer Ärzte genau zum Corona-Virus. Seit der Infektion war ich nur wenig körperlich belastbar und hatte insbesondere Mühe beim Treppensteigen. Da ich mich wohl nicht genügend schonte, verschlimmerte sich mein Zustand mehrfach. Nach acht Wochen ging gar nichts mehr: Ungefähr sechs Wochen lang lag ich tagsüber fast nur auf dem Sofa. Selbst der Weg ins Bad war anstrengend und trieb Blutdruck und Puls in die Höhe. Zum Waschen und Zähneputzen setzte ich mich, weil Stehen zu viel Kraft kostete. Mein Mann machte den gesamten Haushalt und brachte sogar das Essen ans Sofa, weil der Weg zum Hocker in der Küche zu mühsam war. Lesen und Email-Schreiben konnte ich nur in kleinen Portionen. Zoom-Besprechungen gingen gar

Ein Volk begegnet Gott

Glauben Sie an Geister? In unserer aufgeklärten westlichen Welt hört man immer wieder, dass der Glaube an Geister überholt sei und Phänomene, die man früher Geistern zugeschrieben hat, psychologisch oder medizinisch erklärbar seien. Das scheint in vielen Fällen zuzutreffen, doch können gewisse Erlebnisse, über die ich in Biographien und Erfahrungsberichten gelesen habe, m.E. dadurch nicht erklärt werden. Von einem solchen Buch möchte ich heute erzählen. Es ist das Buch „And the Word Came with Power“ von Joanne Shetler, das ich immer wieder gerne lese. Die Autorin lebte 20 Jahre lang auf den Philippinen unter dem Volk der Balangao und übersetzte in dieser Zeit das Neue Testament in ihre Sprache. Als sie im Jahr 1962 mit ihrer Teampartnerin Anne zu den Balangaos kam, gab es dort noch keinen Landestreifen für Flugzeuge. Man musste vom Ende der Straße, die von Manila kam, noch zwei Tagesmärsche wandern, bis man in dem von oben bis unten mit Reisterrassen bedeckten Tal ankam. Die Balangaos

Wie Noah und Joseph in die Wissenschaft eingingen

Haben Sie schon vom Noah-Effekt oder dem Joseph-Effekt gehört? Man findet diese Effekte in dem Zeitverlauf von täglichen Regenmengen, Börsenkursen, dem Wasserstand von Flüssen, den Budgets von Ministerien, der Anzahl von Sonneneruptionen und vielen mehr. Der Noah-Effekt ist nach der biblischen Geschichte von der Sintflut benannt und besagt, dass extreme Ereignisse viel schlimmer sein können, als eine naive statistische Berechnung nahelegt. Beispiele sind unerwartet verheerende Einbrüche der Börsenkurse oder ‚sintflutartige‘ Regenfälle. Der Joseph-Effekt bezieht sich auf die biblische Geschichte, in der Joseph die Träume des Pharao deutet und ihm ankündigt, dass erst sieben fette Jahre mit reicher Ernte kommen werden und dann sieben magere Jahre, in denen die Ernte fast ausbleibt (1. Mose 41). Passend dazu besagt der Joseph-Effekt, dass Trends über eine gewisse Zeit anhalten. Beide Effekte bedeuten, dass Zeitverläufe von Daten, so zufällig sie auch aussehen, sich anders verhalten als

Sollen Christen sich für die Umwelt einsetzen?

Neulich überhörte ich bei einem christlichen Treffen ein Gespräch, bei dem jemand sagte, dass die Sorge für die Umwelt für ihn als Christ kein vorrangiges Thema sei. Die Welt würde ja sowieso untergehen. Es sei viel wichtiger, ein paar hundert Kilometer mit dem Auto zu fahren, um einem Freund, der auf der Suche nach Gott sei, zu helfen, als auf diesen Kohlendioxidausstoß zu verzichten. Bei mir regte sich Widerspruch, und das gleich aus mehreren Gründen. Erstens werden hier zwei Aufgaben, die wir als Christen haben, gegeneinander ausgespielt, als würde die eine die andere ausschließen. Dabei ist doch die Sorge für die Schöpfung ebenso unsere Aufgabe wie das Verkündigen des Evangeliums. Freilich gibt es Situationen, in denen man verschiedene Werte gegeneinander abwägen muss, doch das steht nicht im Widerspruch dazu, dass sie alle wichtig sind. Zweitens wird die Zerstörung der Natur als etwas Unabänderliches dargestellt. Doch es gibt viele Möglichkeiten, den Schaden zu verringern und hie

„Verlass dich nicht auf deinen Verstand!“

Das Buch der Sprüche in der Bibel enthält viele Weisheiten, und deshalb lese ich es gerne. Doch über einen Vers stolpere ich immer wieder. Er steht im Kapitel 3: „Verlass dich auf den Herrn von ganzen Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand“. Wie ist das gemeint? Der Verstand ist uns doch von Gott gegeben! Mit seiner Hilfe erforschen wir die Welt und gestalten unser Leben. Man kann diesen Bibelvers leicht missbrauchen: Der Chef, den ich in den 1990er Jahren in den USA hatte, war der Meinung, Christsein bedeute, dass man seinen Verstand abschalten und blind das glauben müsse, was die Kirche einem erzählt. Passend dazu habe ich schon von Mitchristen zu hören bekommen, dass man nicht den wissenschaftlichen Einsichten über die Geschichte der Erde und des Universums vertrauen dürfe, da der durch die Sünde verblendete Verstand nicht die Wahrheit erkennen könne. Man solle stattdessen der Bibel vertrauen. Auf der anderen Seite fallen mir Menschen ein, denen ich gerne raten würde,

Des Kaisers neue Kleider

Vor einigen Jahren hielt ein bekannter Professor einen Vortrag über seine Quantentheorie des Universums im Physik-Kolloquium der TU Darmstadt. Je länger der Vortrag dauerte, desto mehr fühlte ich mich wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“: Der Vortragende sprach von der „Wellenfunktion des Universums“, deren Zeitentwicklung deterministisch abläuft. Doch weder die Existenz dieser Wellenfunktion, noch die deterministische Zeitentwicklung ist durch Beobachtung belegbar. Im Gegenteil: Diese mathematische Beschreibung des Universums passt überhaupt nicht zu dem, wie wir das Universum tatsächlich wahrnehmen, nämlich als ein Universum, dessen Entwicklung kreative und unvorhersehbare Facetten hat. Im letzten Blogbeitrag habe ich argumentiert, dass schon ein Messgerät oder eine Katze nicht durch eine Wellenfunktion beschrieben werden kann. Für das Universum als Ganzes ist dies erst recht völlig unmöglich. Um seine Gleichungen mit der Beobachtung in Beziehung zu setzen, griff der Vortragend

Schrödingers Katze

Bestimmt haben Sie schon von Schrödingers Katze gehört, die gleichzeitig tot und lebendig ist. Diese Vorstellung geht auf ein Gedankenexperiment zurück, das der Physiker Erwin Schrödinger im Jahr 1935 vorschlug, um die paradoxen Seiten der Quantenmechanik aufzuzeigen. Auf der Wikipedia-Seite zu Schrödingers Katze findet man das Originalzitat: „ Man kann auch ganz burleske Fälle konstruieren. Eine Katze wird in eine Stahlkammer gesperrt, zusammen mit folgender Höllenmaschine (die man gegen den direkten Zugriff der Katze sichern muß): in einem Geigerschen Zählrohr befindet sich eine winzige Menge radioaktiver Substanz, so wenig, daß im Laufe einer Stunde vielleicht eines von den Atomen zerfällt, ebenso wahrscheinlich aber auch keines; geschieht es, so spricht das Zählrohr an und betätigt über ein Relais ein Hämmerchen, das ein Kölbchen mit Blausäure zertrümmert. Hat man dieses ganze System eine Stunde lang sich selbst überlassen, so wird man sich sagen, daß die Katze noch lebt, wenn in

Enthält die Bibel moderne Wissenschaft?

Als ich neulich per Zoom einen Vortrag für ein internationales Publikum hielt, sprach mich jemand auf die Bibelstelle Hiob 9,7 an, in der steht, dass Gott „die Sterne versiegelt“. Er meinte, dies sei eine Beschreibung von schwarzen Löchern. Finden Sie das plausibel? Es gibt viele derartige Versuche, hinter Bibelversen eine Anspielung auf moderne wissenschaftliche Erkenntnisse zu finden. Hier noch zwei weitere Beispiele aus dem Buch Hiob: In Kapitel 26,7 steht, dass Gott die Erde „über das Nichts hängt“. Besagt dies, dass die Erde im Weltall schwebt? Und in Kapitel 38,31 fragt Gott: „Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden oder den Gürtel des Orion auflösen?“ Ich las einmal, dass damit die Bewegung der Sterne beschrieben wird: Die drei Gürtelsterne des Orion behalten ihren Abstand, während die sieben Hauptsterne des großen Wagens sich in verschiedene Richtungen bewegen. Als ich noch in München lebte, war in meiner Gemeinde ein Mann, der an einem Buch schrieb mit dem Ti